Martino Zanetti

Martino Zanetti, Inhaber und Präsident von Hausbrandt Trieste 1892 S.p.A., schenkt dem Vittoriale die große italienische Sammlung von Dokumenten und Briefen Gabriele D’Annunzios.

Als leidenschaftlicher Gelehrter im Bereich Theater, Malerei, Architektur, Musik und mit verschiedenen künstlerischen Erfahrungen, die damit in Zusammenhang stehen, war Martino Zanetti seit seiner Kindheit von den Werken D’Annunzios begeistert und wurde somit zu seinem größten Sammler von veröffentlichten Originalwerken, kritischen historischen Texten über die Person und schließlich von eigenhändig geschriebenen Texten. Über dreitausend Blätter, darunter die wichtigsten Briefe über die Ausbildung und das Abitur und das “La Vita di Cola di Rienzo” in der ersten eigenhändig geschriebenen Fassung.

Porträt von Gabriele d’Annunzio in dunklem Anzug mit Gardenia, Aufnahme des Fotografen Mario Nunes Vais während des Aufenthaltes des Dichters in der Villa Capponcina (Settignano – Firenze). Quelle: Ikonographisches Archiv des Vittoriale.

Die Liebe zur Kultur hat ihn bis heute sein ganzes Leben lang begleitet und sie bleibt die primäre Dimension seiner Persönlichkeit, die sich in seiner Funktion als Unternehmer widerspiegelt. Zwei zusammenhängende Modi des Seins, die niemals auf dem Weg seiner persönlichen Erfahrung in Konflikt geraten sind. Das expressive Potential wurde bereichert und hat es dem Unternehmer Martino Zanetti gestattet, “kreativ” in jedem Bereich seiner Tätigkeit zu kommunizieren und in primis seinen Mitarbeitern eine andere, ungewöhnliche Dimension zu übertragen. Dieser Ansatz zusammen mit der großen Affektion, die mit einem solchen Mechanismus in den Personen mit Kontiguität entstanden ist, hat die unternehmerische Wirklichkeit von Martino Zanetti, eine ungewöhnliche und erfolgreiche Mischung, hervorgebracht.

Heute schenkt Martino Zanetti – im Besitz bedeutender internationaler Werke (D’Annunzio, Shakespeare, Ben Johnson und Inigo Jones) – dem Vittoriale seine ganze Sammlung eigenhändig geschriebener Dokumente: über 3000 Originaldokumente, darunter Briefe des Schriftstellers an seine Geliebten, Manuskripte und öffentliche Reden aus dem Zeitraum 1882-1883 und 1936-1938, denn er betrachtet es als seine Pflicht, sie an dem geeignetsten Ort wieder aufleben zu lassen – der letzten Wohnstätte des Dichters.

Ein bislang geheimes Erbe, das dem Vittoriale geschenkt wird, um neue Anreize und neue Empfindungen all jenen zu vermitteln, die gerne den größten italienischen Interpreten von Denkrichtungen und von literarischen Trends in Europa kennenlernen möchten, wie etwa die überspannte Sinnlichkeit, die raffinierte und heidnische Ästhetik, die Neigung, die soziale Wirklichkeit zu beurteilen und ihre Ergebnisse fast 100 Jahre im Voraus vorherzusehen.
„Die Leidenschaft für Gabriele D’Annunzio ist zum Zeitpunkt der menschlichen Reife entstanden, als ich als Jugendlicher begonnen habe, ihn zu lesen” – so Martino Zanetti – „und sofort habe ich die grenzenlose Diskrepanz zwischen dem Gelesenen (was mich faszinierte) und einer Lehre und literaturhistorischen Kritik – systematisch und kopflastig negativ – festgestellt.“

Es kam auch zu Kontroversen mit den Meinungen von nicht italienischen Schriftstellern, die den Werken von D’Annunzio große Wertschätzung entgegen gebracht haben (allen voran Hemingway). Heute noch, und ich habe es schon damals bei meinem ersten Besuch im Vittoriale festgestellt, hat dies zu einer Gleichgültigkeit von Seiten des italienischen Publikums gegenüber einem seiner “fünf großen Literaten” (Dante, Petrarca, Boccaccio, Leopardi und D’Annunzio) geführt. Trotz des aktuellen Erfolges des Vittoriale, aufgrund der Besucherzahl und der Aktivitäten, bestehen weiterhin noch große Vorbehalte gegenüber den Werken und dem Leben des großen Poeten.

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