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Mary Sidney

Mary Sidney Herbert, Gräfin von Pembroke (geborene Sidney; 27. Oktober 1561 – 25. September 1621) war eine der ersten Frauen Englands, die sich den Ruf einer Mäzenin von Poeten und Literaten wirklich verdiente. Schon mit 39 Jahren wurde sie von John Bodenham in seiner Gedichtsammlung Belvedere, zusammen mit dem Bruder Philip Sidney, Edmund Spenser und William Shakespeare zu den bedeutendsten Autoren ihrer Zeit gezählt. Der Einfluss ihres Antonius ist weithin anerkannt: Er regte zu neuem Interesse für den Monolog an, wobei sie sich von klassischen Modellen inspirieren ließ. Wahrscheinlich war Antonius u.a. Inspiration für das closet drama Kleopatra von Samuel Daniel (Theatertext zur Lektüre) und für Antonius und Kleopatra von Shakespeare (1607).

Sidney war auch bekannt wegen ihrer Übersetzung des “Triumph des Todes” von Petrarca, aber es war ihre lyrische Übersetzung der Psalmen, die ihren Rang als Poetin bekräftigte.

Familie

Mary Sidney wurde am 27. Oktober 1561 in Tickenhill Palace, in Bewdley, in Worcestershire geboren. Sie war eine von vier Töchtern des Sir Henry Sidney und Mary Dudley, Tochter des John Dudley, Herzog von Northumberland. Als Mädchen verbrachte sie viel Zeit am Hof, wo ihre Mutter Gesellschaftsdame und enge Vertraute von Königin Elisabeth I. war. Wie der Bruder, Philip Sidney, befasste sie sich mit humanistischen Studien, die auch das Studium klassischer Sprachen, wie Französisch, Italienisch, sowie der Musik und Stickerei miteinschlossen.

1575, nach dem Tod Ambrosia, der jüngsten Schwester Marys, schrieb die Königin an Mary sie möge an den Hof zurückkehren und sich ihrem Gefolge anschließen. 1577 half Robert Dudley, Marys Onkel, Sir Henry Sidney bei der Vermählung Marys mit dem engsten Verbündeten, Henry Herbert, dem zweiten Graf von Pembroke. Als Gräfin von Pembroke kümmerte sich Mary um verschiedene Besitztümer, wie etwa Ramsbury, Ivychurch (Alderbury, Wilts), Wilton House und Baynard’s Castle in London, wohin sie die Königin Elisabeth zum Abendessen einlud.

Sie hatte vier Kinder mit dem Herzog von Pembroke: William, dritter Herzog von Pembroke (1580); Katherine (1581); Anne (1583); und Philip (1584). Philip wurde vierter Herzog von Pembroke nach dem Tod seines Bruders im Jahr 1630. Diese Söhne sind das „Unvergleichliche Paar“ („Incomparable Pair“), dem Shakespeares Erste Folio Ausgabe gewidmet ist.

Leben und werke

Sidney verwandelte Walton in ein Paradies für Poeten, bekannt als „Wilton Circle“, der Spenser, Daniel, Michael Drayton, Ben Jonson e Sir John Davies mit einschloss, ein Zirkel nach dem Vorbild des literarischen Salons, der bei der Gräfin unterhalten wurde. John Aubrey schrieb: „Wilton House war wie ein College, mit zahlreichen hochbegabten Menschen. Sie war die größte Schirmherrin des Geistes und der Kultur ihrer Epoche.“ Sie erfuhr wesentlich mehr Aufmerksamkeit, als irgendeine andere Dame königlichen Blutes. Sie wurde als Muse Daniels in dessen Komposition „Delia“ (ein Anagramm von „ideal“) betrachtet.

Ihr Bruder Philip schrieb große Teile von „Arcadia“ in ihrer Gegenwart in Wilton House.

Vermutlich begann er auch in Wilton seine Version des Buches der Psalmen in englischer Lyrik vorzubereiten. Er hatte 43 der 150 Psalmen beendet, als ihn der Tod während eines Militäreinsatzes in Holland 1586 gegen die Spanier ereilte. Mary vollendete die vom Bruder begonnene Übertragung der Psalmen von 44 bis 150 unter Verwendung einer beeindruckenden Vielfalt metrischer Formen, wobei sie sich an die Genfer Bibel aus dem Jahr 1560 hielt und an die Kommentare John Calvins und Theodor Bezas. Hallet Smith definierte das Buch der Psalmen als eine „Schule der englischen Versform“: Von den 171 Gedichten (Psalm 119 ist eine Sammlung von 22 unterschiedlichen Gedichten), wiederholt das Buch der Psalmen in Versen nur die formale Struktur eines Gedichts, seinen Rhythmus und die Metrik dreimal. Eine Kopie des Buchs der Psalmen wurde für Elisabeth I. im Wissen um einen königlichen Besuch 1599 angefertigt – es ist jedoch nicht erwiesen, ob dieser Besuch auch tatsächlich stattgefunden hat. Das Manuskript von Tixall, das die Verse Marys an die Königin enthält, war im Besitz von Sir Walter Aston. Aston war Mäzen von Drayton und ein Freund William Herberts. Es ist unklar, ob Aston diese Kopie des Manuskripts von William erhalten hatte – was nahelegt, dass es der Königin nie präsentiert wurde – oder von James I – was bedeuten würde, dass dies der Fall war. Diese Arbeit ist gemeinhin bekannt als „Die Psalmen Sydneys“ oder „Das Buch der Psalmen von Sidney Pembroke“ und man ist der Ansicht, dass sie breiten Einfluss auf die Entwicklung der religiös motivierten englischen Lyrik im letzten Abschnitt des 16. und zu Beginn des 17. Jahrhunderts gehabt hat. John Donne schrieb ein Werk, das das Buch der Psalmen in Versen rühmte und behauptete, dass die Anglikanische Kirche nicht gerade als reformiert gelten könnte, solange deren Buch der Psalmen sich nicht von den poetischen Übertragungen von Philip Sidney und Mary Sidney Herbert inspirieren ließ.

Mary trug maßgebend dazu bei, dass die Verteidigung der Poesie (oder Defence of Poesy) ihres Bruders gedruckt wurde. Darüber hinaus brachte sie etwa zur selben Zeit den „Sidney-Pembroke Psalter“ in Manuskriptform in Umlauf.

Das gleichzeitige Zirkulieren dieser beiden Werke legt eine sehr enge Beziehung in ihrem Projekt nahe: Sowohl die „Defence“ als auch die Übersetzung der Psalmen bekräftigten in unterschiedlicher Weise das ethische Wiederaufleben der Poesie als Instrument zur moralischen Unterweisung – und insbesondere in Zusammenhang mit Religion.

Mary nahm auch die Arbeit auf sich, „Arcadia“ von Bruder Philip zu revidieren und zu veröffentlichen, der immer betonte, das Werk in ihrer Präsenz geschrieben zu haben und es daher „The Countesse of Pembroke’s Arcadia“ (Arcadia der Gräfin von Pembroke) nannte.

Zumindest bis 1591 bedachte die Familie Pembroke das Theaterensemble „Pembroke’s Men“, einem der ersten, das die Werke Shakespeares inszenierte, mit einer finanziellen Unterstützung.

Der Ehemann von Mary starb im Jahr 1600. Er hinterließ ihr, nach Berichten von Aubrey, weniger finanzielle Mittel als sie für sich erwartet hatte (wenngleich die Meinungen über die Angemessenheit des Erbes auseinander gehen). Einigen Quellen zufolge stattete Jakob I. einen Besuch in Wilton ab, während er sich 1603 zur Krönung begab und hielt sich nach der Zeremonie neuerlich dort auf, um der Pest auszuweichen. Einer Quelle lässt sich entnehmen, dass zu dieser Zeit die Schauspieltruppe Shakespeares „The King’s Men“ in der Nähe von Wilton House auftrat.

Neben der Leidenschaft für die Künste pflegte Mary eine ganze Reihe von Interessen: In ihrem Haus in Wilton hatte sie ein Chemielabor eingerichtet, wo sie einige Medikamente und eine unsichtbare Tinte entwickelte.

Zwischen 1609 und 1615 verbrachte die Sidney einen Großteil ihrer Zeit nahe Crosby Hall, heute übereignet als Privat-Residenz im Londoner Bezirk Chelsea. In Begleitung ihres Arztes, Sir Matthew Lister, begab sie sich in die Thermen auf dem Festland, wo es für gewöhnlich Entspannung beim Kartenspiel und bei Schießübungen mit der Pistole gab. Sie ließ in Bedfordshire ein Jagdschloss mit schöner Aussicht, Houghton House, bauen, dessen Überreste heute nahe Milton Keynes bewundert werden können und auf das John Bunyan in seinen Werken sich als „House Beautiful“ bezieht.

Tod

Mary Sidney starb im Alter von 59 Jahren an Pocken in ihrem Haus in der Aldersgate Street in London unmittelbar nachdem sie König Jakob I. in Houghton Hall empfangen hatte. Am Ende des stattlichen Begräbnisses, zelebriert in der St. Paul’s Kathedrale, wurde ihr Leichnam neben dem des Grafen im Familiengrab beigesetzt, unter der Treppe, die zu den Chorstühlen der Kathedrale von Salisbury führt. Ein Grabstein an der nahegelegenen Wand bewahrt die Erinnerung.

Kommentar

Neben ihrem Text zur Theaterlektüre (closet drama) „Antonius“, Übersetzung des Werks Marc-Antoine (1578) des französischen Autors Robert Garnier, ist Mary auch als Übersetzerin zweier anderer Werke bekannt: „Diskurs über das Leben und den Tod“ [adÜ. eigene Übersetzung], von Philippe de Mornay, publiziert zusammen mit „Antonius“ im Jahr 1592, und „Triumph des Todes“ von Petrarca, das als Manuskript im Umlauf war. Unter ihren Originalwerken verweisen wir auf das Hirtengedicht „A dialogue between two shepherds, Thenot and Piers, in praise of Astrea.“ Und die beiden Widmungen, eine an Elisabeth I. und eine an ihren Bruder Philip, enthalten in der Kopie des Tixall-Manuskripts aus ihrem Buch der Psalmen in Versen. Eine Elegie zu Ehren von Philip, „The dolefull lay of Clorinda,“ publiziert in „Colin Clouts come home again“ (1595), wurde sowohl Spenser als auch Mary Herbert zugerechnet. Pamela Coren allerdings – und wahrscheinlich hat sie recht – schreibt das Werk Spenser zu und betont zugleich, und dass auch ohne diese Zuschreibung das poetische Format Marys unbestritten bleibt.

Noch zu Lebzeiten Marys erfreuten sich die Psalmen, selbst wenn sie nie gedruckt wurden, in Manuskriptform einer weiten Verbreitung. Heute noch existieren 17 Manuskripte – eine beachtliche Anzahl. Ein späterer Stich zeigt der Herbert stellt sie mit den Manuskripten in der Hand dar.

Die Gesichtspunkte, nach denen der Einfluss Mary Sidneys bewertet werden könnte, sind unterschiedlich – von ihrem literarischen Mäzenatentum über die Veröffentlichung der Werke ihres Bruders und die metrischen Formen bis hin zu den Theaterwerken und den Übersetzungen, die sie selbst verfasste.

Unter den zeitgenössischen Poeten, die die Psalmen in Versen der Herbert gelobt haben, finden wir Daniel, Davies, Donne, Drayton, Sir John Harington, Ben Jonson Aemelia Lanyer und Thomas Moffet. Die Bedeutung und der Einfluss der Übersetzung der Psalmen wird ersichtlich in den lyrisch, religiösen Werken von Barnabe Barnes, Nicholas Breton, Henry Constable, Francis Davison, Giles Fletcher und Abraham Fraunce, während ihr Einfluss auf die nachfolgende religiöse Poesie von Donne, George Herbert, Henry Vaughan und John Milton von der Literaturkritik des Professors Louis Martz anerkannt wurde, der das Werk als Vorläufer der Tradition der religiösen Lyrik des 17. Jahrhunderts betrachtete.

Einige vermuten, dass Mary die Werke Shakespeares geschrieben hätte aber die Beweise, die diese Hypothese stützen könnten, sind dürftig, da sich zwischen den Werken Marys und denen Shakespeares keine Übereinstimmungen in Bezug auf die Quellen, auf theologische oder politische Positionen, Bildung, Imagination, Stil, Struktur oder Sinn finden. In der Beziehung zwischen diesen beiden Werkkörpern fehlen alle jene von den Gelehrten erforschten philologischen Zeichen, nämlich Wortwiederholungen, Neologismen, Bilder, lautnachahmende Wörter. Viel bedeutender, wie es in der Auseinandersetzung von Shakespeare mit vielen anderen Autoren adeliger Abstammung bzw. universitärer Bildung vorkommt, ist die Tatsache, dass das Bildungsniveau der Herbert, insbesondere im Bereich der Fremdsprachen, höher war als das des Autors der Werke Shakespeares. Bei einem raschen Blick auf Shakespeares Quellen lässt sich feststellen, wie er auf die englische Übersetzung zurückgreift sobald die verwendete Originalquelle griechisch, italienisch oder französisch war. (Eine mögliche Ausnahme ist die französische Quelle von „Alles ist gut, was gut endet“). Im Gegenteil, die Werke von Mary Sidney Herbert belegen die Kompetenz in all diesen Sprachen und einige beteuern, dass sie auch das Hebräische beherrschte. Die Hypothese, sie hätte die Theaterwerke Shakespeares verfasst, scheint auf der Vorstellung zu beruhen, dass der Ruhm der Herbert noch einer Verstärkung bedürfe.

Ihr poetisches Epitaph, Ben Jonson zugerechnet, aber viel wahrscheinlicher in einer früheren Version von den Dichtern William Browne und seinem Sohn William, gibt wieder, wie sie zu ihrer Zeit gesehen wurde: „Underneath this sable hearse, Lies the subject of all verse, Sidney’s sister, Pembroke’s mother.

Death, ere thou hast slain another Fair and learned and good as she, Time shall throw a dart at thee.“

Mary Sidney war Tante der Dichterin Lady Mary Wroth (Tochter ihres Bruders, Robert Sidney).

Quelle: en.wikipedia.org (https://en.wikipedia.org/wiki/Mary_Sidney)